"Ich habe Respekt, aber keine Angst"

Ole, Auszubildender zum Informatikkaufmann

Er stürzt sich aus bis zu 20 Meter Höhe in die Tiefe, und auf dem Weg nach unten dreht er Schrauben, macht Saltos und mehr: X-Diving nennt sich der Sport, dem sich Ole verschrieben hat. Keine ganz ungefährliche Sache. „Ich habe Respekt, aber keine Angst“, sagt Ole, der mit ein paar Freunden auch Vorführungen macht. Da springen sie dann über-, unter- und durcheinander vom Zehner und bringen das Publikum zum Staunen. „Kontrolle und Körperbeherrschung“, sagt Ole, „darauf kommt es an.“

 

DSC03142

 

Wie bist du zu diesem Hobby gekommen?

Früher war ich oft mit meiner Familie im Schwimmbad und ging dort schon gerne auf den Sprungturm. Mit zwölf Jahren zog es mich dann in den Verein zum Turmspringen, wo ich zwei Jahre aktiv war. Auf Dauer war das aber nichts für mich. Im Gegensatz zum regulären Turmspringen reizte mich vor allem der Freestyle-Aspekt beim X-Diving.

Eher zufällig lernte ich drei Kumpels kennen, mit denen ich diese Form des Springens weiterführte. Wir machen das zwar in unserer Freizeit, treffen uns aber regelmäßig und fahren auch gemeinsam zu Wettkämpfen.

 

Was ist der Unterschied zwischen Turmspringen im Verein und dem X-Diving?

Beim regulären Turmspringen geht es sehr um die Körperspannung, die Haltung. Man trainiert für Wettkämpfe und dafür, die besten Noten zu erzielen. X-Diving betreiben wir eher aus dem Gefühl der kontrollierten Freiheit heraus - alles nicht so eng gehalten, kein Ablauf von festgelegten Sprüngen, um etwas erreichen zu müssen.

Generell geht’s beim X-Diving nicht nur um Haltung. Es geht vielmehr um die Freiheit, losgelöst von Regeln zu springen, wie man es möchte. Hier kann man gut und gerne in der umgangssprachlichen "Arschbombe" landen - also genau das Gegenteil zum Turmspringen.

Man bringt sich viel selbst bei - es ist einfach alles viel freier, weniger reglementiert.

 

Gibt es trotzdem eine Form von Wettkampf?

Das X-Diving hat mittlerweile eine noch kleine, aber rege Community in Deutschland und den Niederlanden, die über die sozialen Medien Shows und Trainings zusammen organisiert, plant und durchführt. In der Regel werden diese „Shows“ dann in Freibädern abgehalten, meist vom Zehner, wo man verschiedene Tricks vollführt. Entweder allein oder in Kombination - zu zweit, zu dritt oder einfach übereinander hinweg.

 

P1190668

Würdest du diese Sportform als gefährlich einschätzen?

Zum Teil. Aber wie überall fängt man klein an. Man geht nicht gleich auf den Zehner, um Saltos zu springen, sondern startet auf dem Einer oder Dreier und übt die Grundsprünge, bis diese sitzen. Dass man die Orientierung im Sprung verliert, kann allerdings dem geübtesten Springer passieren.

 

Was war dein bislang höchster Sprung?

Beim Highdiving Festival „HIGHJUMP“ in Tschechien bin ich aus einer Höhe von 20 Metern gesprungen. Dort waren auch Klippenspringer von Red Bull vertreten, die in unserer Szene schon als Stars gelten. Gesprungen wurde von einem installierten Gerüst, von dem man aus 12, 16 und 20 Metern Höhe springen konnte.

 

 

 

DSC02969

Höhenangst kennst du also nicht?

Nein, ich habe keine Angst vor der Höhe. Respekt ja, Angst nein.

 

Wie viel Zeit investierst du in deinen Sport?

Man verbringt vor allem am Wochenende viel Zeit damit. In der Woche versuchen wir uns mindestens an einem Abend zu treffen, um in Form zu bleiben. Im Winter weichen wir vom Freibad ins Hallenbad aus.

 

Wenn du deinen Sport kurz beschreiben müsstest, welche Begriffe fallen dir als erstes ein?

Es ist wohl die Kontrolle, die Körperbeherrschung. Sowohl mental als auch körperlich muss man sich auf die Sprünge vorbereiten.

 

Glaubst du, dass dich dieser Sport auch in beruflicher Hinsicht weiterbringt?

Es ist zumindest ein guter Ausgleich zum Bürojob. Vor allem die Disziplin, die man beim Sprung an den Tag legen muss, um fehler- und verletzungsfrei im Wasser zu landen, hilft mir sicherlich auch im Berufsleben. Man muss dranbleiben und sich voll reinhängen, um sich stetig weiterzuentwickeln.